Nell-Breuning-Symposium

3. Rödermärker Hochschultag am 12.07.2005

Bert Rürup in der Kulturhalle

Am vergangenen Dienstag konnte Bürgermeister Kern Bert Rürup in der Kulturhalle Rödermark begrüßen. Bert Rürup ist der prominenteste Politikberater Deutschlands und Professor für Volkswirtschaftslehre an der TU Darmstadt. Die hervorragend besuchte Veranstaltung fand im Rahmen des dritten Rödermärker Hochschultags statt, der von der Nell-Breuning-Schule in Kooperation mit der Stadt Rödermark veranstaltet wird. Thema des Vortrages von Prof. Dr. Rürup war die „Zukunft des Sozialstaates“. In seiner Anmoderation stellte Prof. Dr. Wolf, Lehrer für Politik und Wirtschaft an der Nell-Breuning-Schule, die vielfältigen politischen und wissenschaftlichen Verdienste Rürups heraus. Vor allem wies er darauf hin, dass es dem Vorsitzenden der so genannten „Fünf Weisen“ nicht um eine Aushöhlung oder gar Abschaffung des Sozialstaates gehe, sondern vielmehr um dessen nachhaltige Absicherung.

In seinem äußerst eloquenten und lebhaften Vortrag stellte Rürup zunächst heraus, dass unser derzeitiges Sozialversicherungssystem noch immer auf den Vorgaben und Bedingungen Bismarcks beruhe. Einerseits hätten sich die wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen grundlegend gewandelt, anderseits verändere sich die Alterstruktur unserer Gesellschaft gravierend. Durch die Informatisierung von Wirtschaft und Arbeit und die wirtschaftlichen Folgen der Globalisierung sei es zu einer Auflösung traditioneller Arbeitsverhältnisse und damit zu einem erhöhten Druck auf die lohnzentrierten Sozialversicherungssysteme gekommen. Die zunehmende Alterung belaste zumal die Einzahlenden gegenüber den Leistungsempfängern. Das habe auch, betonte Rürup, zu einem starken Anstieg der staatlichen Sozialausgaben und der Lohnnebenkosten geführt. Diese müssten aber für mehr Wachstum und Beschäftigung gesenkt werden. Um die Finanzierungslücken füllen zu können, schlug Prof. Rürup eine Ergänzung der traditionellen Umlageverfahren durch kapitalgedeckte Systeme vor. In Zukunft sollten vierzig Prozent des Rentenaufkommens durch Betriebsrenten oder private Vorsoge bestritten werden. Darüber hinaus nannte er eine Anhebung des Renteneintrittalters auf 67 Jahre und eine gemäßigte Anpassung der Rentenhöhe. Zum Ende seiner so fakten- und nuancenreichen wie überzeugenden Ausführungen ging der Wissenschaftler noch auf die Diskussion um die Krankenversicherung und die Pflegeversicherung ein. Für die Krankenversicherung favorisiert Rürup ein durch staatliche Zuschüsse sozial abgefedertes Prämienmodell. Die „Rente“ so machte Rürup schließlich geltend, „ist nicht sicher, aber sie wird sicherer“. In der anschließenden lebhaften Diskussion, an der sich sowohl Schüler als auch die in großer Zahl anwesenden Rödermärker Bürger beteiligten, wurden Fragen der Globalisierung angesprochen und Probleme der Frühverrentung oder auch Kapitaldeckung erläutert.

Das interessierte Publikum, das auch an einem schönen Sommertag gerne bereit war, über zwei Stunden in der Kulturhalle auszuharren, bedankte sich bei Prof. Rürup mit einem langanhaltenden und begeisterten Beifall für einen äußerst informativen und erhellenden Abend. Herr Schulleiter Zeller verabschiedete den Referenten mit einem Weinpräsent.

Damit konnte die Nell-Breuning-Schule ihre Vortragsreihe zur „Zukunft des Sozialstaates“ mit einer gelungenen Veranstaltung abschließen.

Die „Rödermärker Hochschultage“ sollen im kommenden Jahr mit naturwissenschaftlichen und naturphilosophischen Vorträgen zum modernen Weltbild der Physik fortsetzt werden. Geplant sind Vorträge über Einsteins Relativitätstheorien, Kosmologie und Quantenphysik.

Philipp Wolf


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