Nell-Breuning-Symposium

„Digitalisierung der Wirtschaft – gerechte Zukunft der Arbeit“

22. Rödermärker Hochschultag am 4. Dezember 2017, 18:30 Uhr, in der Kulturhalle Rödermark
mit Prof. Dr. Bernhard Emunds, Philosophisch-Theologische Hochschule St. Georgen

Am 4.12.2017 (18:30 Uhr) findet in Zusammenarbeit mit der Stadt Rödermark der 22. Rödermärker Hochschultag der Nell-Breuning-Schule statt.

Referent des Abends wird Prof. Dr. Bernhard Emunds sein. Prof. Emunds lehrt Christliche Gesellschaftsethik und Sozialphilosophie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen und leitet das dort angesiedelte Nell-Breuning-Institut. Herr Emunds führt damit die Tradition fort, die untrennbar mit dem Namensgeber unserer Schule, Oswald von Nell-Breuning, verbunden ist.

Prof. Emunds ist einer der bedeutendsten Sozialethiker Deutschlands und der direkte Nachfolger von Friedhelm Hengsbach (der vor einigen Jahren einen sehr erfolgreichen Hochschultag gestaltet hat). Er ist nicht nur durch eine große Anzahl wichtiger Veröffentlichungen hervorgetreten, sondern auch durch sein sozial- und kirchenpolitisches Engagement, etwa im Zentralkomitee der deutschen Katholiken oder als Mitglied der Sachverständigengruppe Weltwirtschaft und Sozialethik, aber auch durch seine Beiträge im Rundfunk, der SZ oder FAZ.

Prof. Emunds wird zu einem Thema referieren, das uns alle, insbesondere aber auch die Schüler der Oberstufe ansprechen sollte, die sich ja bald entscheiden müssen, wie sie und wo sie in Zukunft arbeiten wollen. Denn offenbar steht uns eine neuerliche und fundamentale Veränderung der Arbeitswelt bevor. Diese Veränderungen betreffen das allgemeine Dienstleistungsgewerbe (durch autonomes Fahren, Drohnen und ‚automatisierte Regelverschieber‘ bei Versendern oder Netzberatungen) sowie die Fertigungsindustrie. So stellt beispielsweise seit 2016 die Flugzeugfirma Airbus im norddeutschen Varel Bauteile für ihre Maschinen (Rumpf, Tank etc.) zunehmend selbst her. Dafür benutzt sie sogenannte 3D-Drucker. Das sind Geräte, die im „Additive Layer Manufacturing“-Verfahren Schichten um Schichten eines Werkstückes dreidimensional aufbauen. Die Maschine verwendet dazu ein feines Granulat aus Aluminium oder Titan, und dies nach Maßgabe von digitalen Modellen der herzustellenden Teile. Vor der Einführung des Verfahrens wurden die Bauteile bei einem Zulieferer aufwändig gegossen oder aus einem Block herausgefräst. Jetzt ist man nicht nur von diesem unabhängig, die Produktion wird auch erheblich effizienter, weil sie sich nun selbst steuert, die Zulieferung des Metallgranulats digital regelt und mit der Montagehalle vernetzt ist. Man benötigt kaum mehr Lagerkapazitäten oder Lageristen und natürlich auch keine Schweißer oder Fräser mehr, mithin kann man sogar Ingenieure einsparen. Sensorik und Algorithmen sind darauf ausgelegt, die Produktion selbständig zu optimieren.

Damit werden zwar Produktivität und Profit bei Airbus und anderen Unternehmen, die auf die Industrie 4.0 setzen, erheblich gesteigert werden können, es ist aber keineswegs ausgemacht, dass die gesamtgesellschaftliche Wertschöpfung wächst. Vielmehr wird die Beschäftigung weiter zurückgehen, denn man benötigt nun nicht mehr sechs, sondern nur noch einen Beschäftigten, z. B. für die Herstellung eines Flugzeugteils (wobei eine Verkürzung der Arbeitszeiten gar nicht erst in Erwägung gezogen wird). Wenn wir 3D-Fertigungsanlagen in allen Industriebereichen einsetzen, wird uns folglich die quantitativ orientierte, industrielle Erwerbsarbeit ausgehen.

Die Antwort darauf kann nicht ein bedingungsloses Grundeinkommen sein, sondern nur eine massive gesellschaftliche und staatliche Aufwertung einer qualitativen, personenbezogenen Erwerbsarbeit, und zwar vor allem der, die Prof. Emunds ‚Sorgearbeit‘ nennt.

Oswald von Nell-Breuning wusste noch nichts von 3D-Druckern, ihm war aber allemal an einer gerechten und am Gemeinwohl orientierten Verteilung von Arbeit gelegen: „Die katholische Soziallehre hält mit Entschiedenheit daran fest, dass das Lohnarbeitsverhältnis sich in einer Weise gestalten lässt, die diesen Anforderungen [nämlich denen der „Menschenwürde“ und der „Gerechtigkeit“, ebd., P.W.] genügt“.

Die Nell-Breuning-Schule hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Andenken und die Werte ihres Namengebers zu pflegen und aktiv weiterzuführen. Sie freut sich deshalb ganz außerordentlich den profiliertesten Vertreter der katholischen Soziallehre in Deutschland, Herrn Prof. Dr. Emunds, in Rödermark begrüßen zu dürfen.

Die Schulgemeinde, die Bürger und Bürgerinnen sind dazu herzliche eingeladen.


Prof. Dr. Philipp Wolf


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