Nell-Breuning-Symposium

14. Rödermärker Hochschultag

am Montag, den 7. November 2011, 18:30 bis 20:30 Uhr Kulturhalle Rödermark

Thema
„Heißer Urknall und kalte Hintergrundstrahlung - Astronomen entschlüsseln den Bauplan der Welt“
Referent
Prof. Dr. Wolfram Winnenburg, Universität Siegen
Prof. Dr. Wolfram Winnenburg
„Stellen Sie sich das Weltall als Christbaum vor - Sie sehen nur die Kerzen“
Prof. Dr. Wolfram Winnenburg erläuterte anschaulich die Ausdehnung des Weltalls

Bericht

Ober-Roden (chz) ¬ Der 14. Rödermärker Hochschultag – gemeinsam von der Stadt Rödermark und der Oswald von Nell-Breuning-Schule ausgerichtet und im naturwissenschaftlichen Bereich von Dr. Dietmar Herdt vorbereitet – hatte eine bislang noch nicht da gewesene Aktualität: am 4. Oktober diesen Jahres hatte das Nobelpreiskomitee die amerikanischen Physiker Saul Perlmutter, Brian P. Schmidt und Adam G. Riess ausgezeichnet, die drei Astronomen, die mit Hilfe von Sternenexplosionen den Kosmos vermessen haben. M it den Daten vieler solcher Sternexplosionen haben sie nachgewiesen, dass das Weltall nicht nur expandiert, sondern dies sogar beschleunigt voranschreitet. Damit war klar, dass man im Kosmos eine seltsame Energieform benötigt, die schon Albert Einstein 1917 als „Kosmologische Konstante Lambda“ eingeführt hatte. Mittlerweile spricht man von der „dunklen Energie“ Diese Entdeckung gehört zu den größten Durchbrüchen der Astronomie „Eigentlich wollten sie beweisen, dass das Weltall sich wieder zurückzieht, doch sie haben das Gegenteil bewiesen - das spricht umso mehr für die Glaubwürdigkeit“, fasste Bürgermeister Roland Kern bei der Begrüßung zusammen. Umso interessanter, dass am Hochschultag Prof. Dr. Wolfram Winnenburg, Professor an der Universität Siegen und Leiter der Sternwarte Siegen, mit seinem Vortrag „Heißer Urknall und kalte Hintergrundstrahlung — Astronomen entschlüsseln den Bauplan der Welt“ den Zuhörern diese HIntergründe etwas durchschaubarer machte. Hochinteressant, soweit wie möglich bodenständig und fast ohne Formeln vermittelt der natürliche und sympathische Wissenschaftler die Entstehungsthesen des Weltalls und begründete sie in den einzelnen Forschungsschritten, die jeweils mit den technischen Möglichkeiten wuchsen und schrittweise immer mehr in die Vergangenheit zurückführten, bis zum Urknall und noch einen Schritt weiter, heutzutage vor allem dank der sogenannten Hintergrundstrahlung und – ganz vordergründig – dank der Computeranimation nachzuvollziehen. 13.7 Milliarden Lichtjahre – die Hubble-Expansion, die Entdeckung dunkler Energie und dunkler Materie zusätzlich zur bekannten hellen und die Messungen der Supernovae Ia bescheinigen, dass das Weltall weiterexpandieren wird und zwar – zur großen Überraschung der Fachwelt – mit immer größerer Geschwindigkeit.

Nach gut einer Stunde war wohl so mancher Schüler, aber auch mancher der anderen Zuhörer an der Grenze der Aufnahmefähigkeit angekommen; trotzdem gabs rege Fragen, die sich aber stets um das Unbeantwortbare drehten: was war denn zuerst da? Was passiert, wenn sich der Ausdehnungsprozess des Universums irgendwann umdrehen wird? Falls er an Grenzen stößt? Kann es Grenzen geben? Der Wissenschaftler erinnerte daran, dass Physiker, Astro-Physiker und Kosmologen zumeist nur jene Fragen zu klären trachten, die sie mathematisch oder mit physikalischen Mitteln hinterfragen und nachweisen können - einleuchtende Antwort eines Zuhörers, dem sich wohl viele gedanklich anschlossen: „Das entzieht sich meiner Vorstellungskraft!“ Einleuchtend war jedoch ein ganz einfacher Vergleich des Physikers: „Stellen Sie sich das Weltall als Christbaum vor – was Sie sehen, die Sterne quasi, sind die leuchtenden Kerzen. Alles andere, die Materie dazwischen, sehen Sie nicht – so ists auch im Weltall.“

Freuen können sich die zahllosen interessierten Zuhörer schon auf nächstes Jahr, wenn Astrophysiker Wolfram Winnenburg im Dezember wieder in Rödermark sein, wird, dann mit seinem bekannten Vortrag „Der Stern von Bethlehem“.

Die Rödermärker Hochschultage haben wie auch die Symposien den Anspruch, eine Brücke zu bilden zwischen der eher wissenschaftspropädeutischen Wissensvermittlung an den Schulen, die in die Wissenschaft einführt, und der wissenschaftlich fundierten Forschung und Lehre an den Universitäten. Dieser Prozess soll neben den Schülern auch deren Eltern und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Der Astrophysiker Wolfram Winnenburg zog – wie auch der Geisteswissenschaftler Prof. Philipp Wolf seinem Kollegen Dr. Dietmar Herdt gegenüber lächelnd zugestehen musste - mit dem brandaktuellen naturwissenschaftlichen Thema weit mehr Zuhörer in die Kulturhalle als alle bisherigen Geisteswissenschaftler.

Frau Ziesecke (Offenbach Post)


zum Seitenanfang