12. Rödermärker Hochschultag
am 06.12.2010
- Thema
- „Wohlbefinden und Glück aus psychologischer Sicht“
- Referent
- Dr. Renate Frank von der Justus-Liebig-Universität Gießen
Am 6.12.2010 fand in Zusammenarbeit mit der Stadt Rödermark der 12. Rödermärker Hochschultag der Nell-Breuning-Schule statt. Die Veranstaltung war diesmal einem psychologischen Thema, „Wohlbefinden und Glück aus psychologischer Sicht“, gewidmet. Das Thema ist nicht nur in der Öffentlichkeit sehr präsent, „Glück“ ist Gegenstand des schulischen Lehrplans in Hessen und wird in mehreren Bundesländern auch als eigenständiges Unterrichtsfach angeboten. Dazu war Frau Dr. Renate Frank von der Justus-Liebig-Universität Gießen geladen, wo sie klinische Psychologie und Psychotherapie lehrte. Außerdem leitete sie die universitäre postgraduale Psychotherapeutenausbildung in Verhaltenstherapie. Frau Dr. Frank gilt als eine der führenden Vertreterinnen der positiven Psychologie in Deutschland.
In ihren sehr erhellenden, gut nachvollziehbaren und außerordentlich reichen Ausführungen bot die Referentin einen hervorragenden Überblick über die so genannte „Wellbeing“- und Glücksforschung in den USA und Deutschland. Nach einer differenzierten Definition von Wohlbefinden, wobei auch das Publikum mit einbezogen wurde, stellte sie zunächst die methodischen und empirischen Grundlagen dieses vor allem in den USA stark etablierten Forschungszweiges dar. Die sehr breit gefächerten Untersuchungen berücksichtigen die Bevölkerungs- und Alterstruktur und beziehen ein weites Spektrum von Aspekten mit ein, die sich auf das körperliche Wohlbefinden, Lebenszufriedenheit, Affektbalance und psychologisches Wohlbefinden richten. Frau Dr. Frank legte die neurologischen und tiefenpsychologischen Grundlagen der Glücksforschung (Glück, so eine der wichtigsten Folgerungen, ist flüchtig, eine Sache des Augenblicks und prinzipiell nicht steigerungsfähig) dar und unterschied zwischen drei Theorien zum Wohlbefinden, einer personenzentrierten, einer umweltzentrierten (oder passungstheoretischen) sowie einer integrativen Theorie der seelischen Gesundheit. Die Disposition zu Glück und Wohlbefinden hängt sehr stark ab von der Bildung und den Bedingungen des Heranwachsens.
Nach diesem eher analytischen oder diagnostischen Teil konzentrierte sich Dr. Frank im zweiten Teil ihres Vortrages auf mögliche Methoden, Techniken oder Therapien, mit denen sich kulturspezifisch wie über alle Kulturen hinweg ein höheres Maß an Lebenszufriedenheit und Wohlbefinden erreichen lässt. Dabei stellte sie Übungen zur Genussfähigkeit, zum so genannten „Flow“, zur Selbstanalyse, Dankbarkeit oder auch Stärkung des Selbstbildes vor. Auch hier wurde das Publikum angesprochen mitzuwirken. Es nahm die Anregungen auch gerne an.
Die ungebrochene Bedeutung der Thematik zeigte sich nicht zuletzt an dem großen Besucherinteresse und der ausgiebigen Diskussion im Anschluss an den Vortrag.
Philipp Wolf